Feature und Reportagen von Jane Tversted und Martin Zähringer
Der Joik des Windes
Norwegische Sami kämpfen gegen Windkraftwerke
Der Widerstand gegen große Windenergieprojekte im Rentierland
(40% Norwegens sind ausgewiesenes Rentierterritorium) ist ein Kulturkampf der Sámi
für ihre Rechte. Sie kämpfen nicht primär gegen Windenergie, sondern für ihr
Menschenrecht auf Ausübung indigener traditioneller Kultur.
Auch Umweltschützer
haben Zweifel am Nutzen der scheinbar grünen Großprojekte, und der Begriff
„Grüner Kolonialismus“ erhält eine gefährliche Evidenz,
wenn man näher hinhört, wofür der Grüne Strom eigentlich genutzt werden soll.
Im Feature kommen einige Akteure im norwegischen Energiekonflikt zu Wort. Der Streit um
Territorien hat eine tiefere Dimension. Es geht um das Fortbestehen einer alten Kultur.
Erstausstrahlung 22. November 2024
Produktion SWR 2024
Regie Iris Drögekamp
Redaktion Karin Hutzler
Isuma
Filmen am Rande der Welt
Die arktische Siedlung Igloolik liegt in einer kargen Landschaft an der Hudson Bay.
Sie hat nur etwa 1600 Einwohner. Alles muss per Schiff
importiert werden: Die Häuser, die Möbel, die Kleidung, die Nahrungsmittel,
die Quads und der Diesel, der für Heizen und jede Art von Motor benutzt wird.
Igloolik liegt im autonomen Inuitgebiet Nunavut im Nordosten Kanadas. Etwa
seit der Gründung von Nunavut im Jahr 1999 ist das Filmkollektiv Isuma in Igloolik
aktiv. Ihr erster Spielfilm „Atanarjuat: The Fast Runner“ wurde in Cannes mit der
Goldenen Palme ausgezeichnet. Es folgten weitere Spielfilme und eine vielseitige
Medienproduktion, die auch die Entwicklung von Nunavut kontinuierlich begleitet.
Das Feature zeichnet ein Portrait des Filmkollektivs, das seit fast
drei Jahrzehnten aktiv ist. Wie war es am Anfang? Wie ist es heute?
Was treibt sie an?
Erstausstrahlung 21. Oktober 2023
Das Feature wurde gefördert durch ein Arbeitsstipendium der Film- und
Medienstiftung NRW.
Produktion WDR 2023
Regie Nikolai von Koslowski
Redaktion Leslie Rosin/ Adrian Winkler
Der Planet schlägt zurück!
Eine lange Nacht über das Klima in der Literatur
In unserer 3-stündigen Langen Nacht stellen wir Romane und Sachbücher vor,
ein fiktives Tagebuch und Ökothriller, Science Fiction und auch Lyrik zum
Thema Klima in der Literatur. Es ist ein erstaunlich großes und wachsendes
Literaturfeld, das der amerikanische Journalist Dan Bloom Climate Fiction
genannt hat.
Produktion DLF 2020
Regie Beate Ziegs
Redaktion Monika Kuenzel
Climate Fiction
Über den Klimawandel in der Literatur
Hurrikan Katrina hat 2005 die Golfküste im Südosten der USA stark verwüstet, 2012 kam Sandy bis nach New York,
2017 zog Irma zerstörerisch über Florida.
Solche Tragödien haben in der Literatur sogar ein eigenes Genre begründet: CliFi
Gerade in den USA, wo das Thema Klimawandel immer noch zu heftigen Kontroversen führt,
hat sich Climate Fiction oder auch Climate Change Fiction als Strömung etabliert.
Die Referenz zu SciFi - also Science Fiction - ist gewollt: Einer der wichtigsten Climate Fiction Autoren
kommt aus der SciFi-Tradition: Kim Stanley Robinson.
Robinson, berühmt für seine „Mars Trilogie“, leuchtet in
vielen seiner Romane die wissenschaftliche, technische und politische Seite des Klimawandels aus.
In seinem Roman „New York 2140“ (2018) verlegt er die Handlung in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der der
Atlantik um 15 Meter angestiegen ist und die Stadt überflutet hat.
Am Golf von Mexiko hat sich dagegen eine
realistische CliFi-Tradition entwickelt, die von konkreten Ereignissen wie den immer massiver werdenden Hurrikans
erzählen. Reagiert CliFi auf die Realität oder nimmt sie die Fakten vorweg? Und inwiefern unterscheiden sich Fakten
und Fiktion?
Produktion WDR/DLF 2018
Regie Philip Bruehl
Redaktion Leslie Rosin
Passagen der Erinnerung
Das koloniale Erbe Dänemarks in der Karibik
Zucker war das Weiße Gold für den Aufschwung der Neuen Welt im 18. Jahrhundert, der
transatlantische Dreieckshandel war sein Motor und die ehemals Dänisch-Westindischen Inseln
in der Karibik waren als Kolonie äußerst profitabel. Problematisch dagegen ist die Erinnerung
an die Sklavenwirtschaft auf den Zuckerrohrplantagen.
Die Dänen haben 1917 die Inseln samt Einwohnern an die USA verkauft und wollten damit
einen Schlusspunkt setzen. Viele Nachfahren der ehemals versklavten Afrikaner wiederum suchen
die Wurzeln ihrer Identität.
Wie recherchiert ein Afro-Karibe, was auf der berüchtigten
Mittelpassage verloren ging, als seine Vorfahren über den Atlantik verschleppt wurden?
Welche Quellen der Erinnerung gibt es für einen Dänen in Kopenhagen? Und wie bringt das
Dänisch-Westindische Archiv, das jetzt mit Millionen Dokumenten online geht, beide zusammen?
Das Feature zeigt Umrisse einer postkolonialen Erinnerungskultur und beobachtet Menschen
auf den Passagen ihrer Erinnerung.
Produktion DLF 2017
Regie Axel Scheibchen
Redaktion Wolfgang Schiller
Gemeinnütziger Widerstand
Die Dänen und der Ghettoplan ihrer Regierung
In Dänemark veröffentlicht die Regierung jedes Jahr eine sogenannte Ghettoliste.
Als Ghetto gilt ein Wohngebiet mit über 1000 Bewohnern mehrheitlich aus dem nichteuropäischen Ausland.
Der Bildungsstand ist niedrig, die Arbeitslosigkeit hoch.
Eigentlich ist ihre Zahl durch Infrastrukturmaßnahmen
stetig zurückgegangen, dennoch plant die Regierung, bis zum Jahr 2030 alle „Ghettos“ zu beseitigen.
Sie propagiert soziale Mischung statt Parallelgesellschaft.
Aber es regt sich Widerstand.
Denn geplant ist auch, tausende gemeinnützige Wohnungen abzureißen.
Dabei wohnt jeder fünfte Däne gemeinnützig. Sie trauen dem Ghettoplan nicht.